Wenn du nicht den Willen und Mut hast, den hl. Walarich nachzuahmen in der Armut, im Fasten, in der Selbstverleugnung und ruhelosen Arbeitsamkeit, so ahme ihn doch wenigstens nach in dem Stücke, dass du niemals unkeusche Reden in deiner Gegenwart duldest, geschweige deine eigenen Lippen mit solchen schändest. Befestige dich in diesem Vorsatze durch Erwägung der zwei Gründe:
1. Unkeusche Reden sind immer eine schändliche Sünde für den, der sie ausspricht. Denn es ist der Unzucht, der dritten unter den sieben Hauptsünden, eigen, dass sie die finstere Nacht liebt und nur im Verborgenen ihre Gräuel verübt. Wagt sie sich aber an die Tageshelle, wagt sie sich an die Öffentlichkeit,
wagt sie sich in eine Gesellschaft hinein, so beurkundet sie dadurch ihre abgründliche Gemeinheit,
ihre fortgeschrittene Schlechtigkeit. Ein Mensch, welcher unkeusche Reden führt, bekennt vor allen Anwesenden, das seine Seele überfüllt ist von diesem schändlichen Schmutze; denn „wovon das Herz voll ist, davon überfließt der Mund“; und wo übelriechender Rauch aufsteigt, dort muss auch Feuer, von entsprechendem Material genährt, vorhanden sein. Diese unfehlbare Wahrheit spricht Jesus aus mit den Worten: „Ein guter Mensch bringt aus seinem guten Schatze Gutes hervor, und ein böser Mensch bringt aus seinem bösen Schatze Böses hervor. Ich sage euch aber, dass die Menschen über ein jedes unnütze Wort,
das sie reden, am Tage des Gerichtes Rechenschaft geben müssen.“ (Matth. 12.) Folglich bekennt sich der unkeusch Redende öffentlich als einen schändlichen, schmutzigen Menschen, er schneidet sich selbst
die Ehre – wenn er solche noch hatte – ab, er begeht eine ihn selbst schändende Sünde.
2. Unkeusche Reden sind immer auch eine sehr schädliche Sünde bezüglich der Zuhörer.
Diese sind entweder noch Unschuldige, oder schon schuldbefleckte. Sind sie noch Unschuldige, so wird der unkeusch Redende ihr Verführer durch Ärgernis, weil er sie das Böse lehrt, ihrem Herzen böse Gedanken
und Begierden einpflanzt, das Feuer der Unzucht anfacht und – soviel an ihm liegt – die Ursache
zu abscheulichen Versündigungen wird. Wer ist im Stande, den Schaden nur zu berechnen, geschweige
zu ermessen, welcher dadurch dem in seiner Unschuld verwundeten Christen und dem für ihn gekreuzigten Christus zugefügt wird? – Sind sie schon schuldbefleckte, seinesgleichen, so wird der unkeusch Redende
ihr Verführer durch Anstiften und Aufreizen, – weil er sie zu neuen Sünden aufreizt, das im Verborgenen glimmende Feuer anbläst und – das Signal zu schamloser Ausgelassenheit gibt, deren Folgen und Ende unbestimmbar sind. Deshalb warnt der hl. Paulus: „Jede Unreinigkeit werde unter euch nicht einmal genannt, wie es Heiligen geziemt. Denn das wisset und erkennet, das kein Unzüchtiger
. . . ein Erbteil am Reiche Christi und Gottes hat.“ (Eph. 5.)
Quelle: „Das Leben der Heiligen“ – 1. April hl. Walarich – 1881 – P. Otto Bitschnau O.S.B.