Das Unbefriedigtsein, das die Sünde im Herzen zurücklässt, sucht der Unglückliche durch neue, häufigere, raffiniertere Genüsse zu beseitigen. So wirft er sich der Unsittlichkeit in die Arme.
Die Willensrichtung, die Grundeinstellung zu Gott ist verkehrt,
und wenn es ihm vielleicht gelingt, durch eine gute Beichte sie
wieder richtig zu stellen, so unterliegt er nur zu oft nach kurzer Zeit
wieder dem Ansturm der Sinnenlust.
Das ist die notwendige Folge, wenn die Gedankenwelt der Jugend durch unreine, lüsterne,
gemeine Bilder, Vorstellungen und Auffassungen vergiftet und verseucht wird. Sie gerät
in einen Kampf mit ungleichen Waffen, da man es unterlassen, sie für ihn
in entsprechender Weise auszurüsten.
Die Tatsache, dass auch unter unserer katholischen Jugend in der Stadt und auf dem Lande, und zwar in allen Schichten der Bevölkerung die Unsittlichkeit entsetzlich um sich greift, wird wohl niemand leugnen. Vielfach steht man den Gefahren ratlos und fast untätig gegenüber.
Wohl kann man feststellen, dass es vielen Eltern bei dem Gedanken an sie graut. Wohl suchen sie nach Möglichkeit ihre Kinder vor ihnen zu behüten, obgleich manche für die Gefährlichkeit
vieler Einflüsse keinen Blick zu haben scheinen. Sie ermahnen auch die Jugend wohl mit allgemeinen Redensarten, keusch zu bleiben und zu den Sakramenten zu gehen.
Weiter geschieht vielfach nichts. – Man kann es aber auch erleben, dass Eltern es als selbstverständlich betrachten, wenn die heranwachsenden Söhne und Töchter „das Leben genießen“ wollen, und sie gewähren lassen, solange sie ihnen keine Schande ins Haus bringen. Dann allerdings dürften sie sich bei ihnen nicht mehr sehen lassen. – Noch andere nehmen aber auch das als etwas hin, woran sich nichts ändern lasse. „Sie selbst seien früher auch nicht besser gewesen. Die Jugend müsse sich austoben. Nachher werde sie schon von selbst vernünftig!“ erklärten sogar Eltern ihrem Seelsorger, der sie
auf das Treiben ihrer Kinder aufmerksam machte. Das bedeutet die Erklärung
des Bankrotts seitens der Erziehung.
Was Gottes Gebot verlangt, muss möglich sein. Allerdings bedarf es ernster, mühevoller, konsequenter Erziehungsarbeit. Wer diese aus Bequemlichkeit, Nachlässigkeit oder Unfähigkeit nicht leistet, soll, wenn die Jugend fällt, nicht ihr Vorwürfe machen, sondern sich selbst.
Die Erziehung der Jugend zur Keuschheit verlangt also an erster Stelle
vom Erzieher den ernstlichen Willen, von seiner Seite unbekümmert um
alle Schwierigkeiten alles aufzubieten, was diese Aufgabe von ihm fordert.
Er darf diese nicht als eine Sache von großer Nebensächlichkeit betrachten, sondern
muss ihr mehr Gewicht beilegen, als der Sorge für zeitliches Fortkommen,
für Kleidung, Sport, Vergnügen usw. Es muss ihm eine ernste, schwere, aber auch
liebe und lohnende Pflicht sein, da es sich um der Jugend kostbarstes Gut handelt.
Quelle: „Um die Reinheit der Jugend – 1927 – Schilgen Hardy S. J.- S. 32-33