Die christliche Sittsamkeit – Teil 5/6 – Die Hose

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Einführung

Ich hatte die letzten Sonntage damit begonnen, über die christliche Sittsamkeit zu sprechen. Ich habe versucht, die unterschiedlichen Funktionen der Kleidung sowie die diesbezüglichen moralischen Prinzipien darzulegen. Am Ende der Predigt warnte ich Sie besonders vor dem Willen der Initiatoren neuartiger Moden, insbesondere der Blue Jeans, die christliche Gesellschaft und ganz einfach die natürliche Ordnung zu zersetzen.

Dieser Wille tritt mit immer größerer Klarheit zutage. Die aktuelle Bewegung der „Gender-Mainstreaming-Ideologie“ hat zum Ziel, jede Geschlechterunterscheidung aufzuheben. Männer und Frauen sollen genau dieselben Rollen ausüben können, sollen frei das Geschlecht desjenigen, mit dem sie zusammenleben, und sogar ihr eigenes Geschlecht auswählen können. Dieses Gedankengut ist nichts anderes als eine Anwendung gnostischer Lehren. Dies genauer zu erklären, würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen.

Es herrscht also Krieg gegen die hergebrachte Gesellschaft, und wir müssen reagieren, liebe Gläubige! Ich erklärte Ihnen das letzte Mal, dass es eine Aufgabe der Kleidung sei, offenkundig zu machen, was man ist: Sie ist ein wichtiges Erkennungszeichen. Deshalb möchte ich heute besonders über zwei Punkte bei der Kleidung sprechen, über die wir wie über Bastionen wachen sollten, die uns vor den Angriffen der Feinde gegen die Gesellschaft, die Kirche und unsere Seelen schützen. Diese zwei Punkte haben eine reale Wichtigkeit, und ich werde versuchen, sie Ihnen offensichtlich zu machen. Es geht um das Tragen von Hosen und das unbedeckte Haupt bei Frauen und Mädchen.

Glauben Sie mir bitte, dass ich niemanden Besonderen im Auge habe, wenn ich diese Fragen behandle. Des Weiteren urteile ich nicht über die Absichten der Personen: Viele, dessen bin ich sicher, folgen der Mode, ohne sich bewusst zu sein, was sie in sich schließt. Und schließlich als Vertreter der Kirche und unseres Herrn Jesus Christus, dem Sohn der allerseligsten Jungfrau Maria, bitte ich Sie, mir zu glauben, dass ich weit davon entfernt bin, die Frauen zu verachten. Ich achte sie sehr und will ihnen nur Gutes.

Ich will zuerst über die Hose sprechen; danach über die Kopfbedeckung.

 

I. Das Tragen von Hosen

Mann und Frau sind sehr verschieden. Das entspringt dem Willen Gottes, und was Gott tut, umfasst einen Auftrag, sagt uns der heilige Paulus1. Mann und Frau haben verschiedene Aufgaben in der Gesellschaft, unterschiedliche Veranlagungen und Begabungen. Nun ist die traditionelle Bekleidung der Frauen und der Männer an diese Aufgaben angepasst und offenbart das Eigentümliche der Frau und des Mannes. Es ist wichtig, dass ihre Kleider verschieden sind, um diese Unterschiede zu unterstreichen. Die Heilige Schrift selbst schreibt diese Unterscheidung vor:

„Männergewand soll eine Frau nicht tragen, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen; denn ein Gräuel vor dem Herr, deinem Gott, ist jeder, der solches tut“ (Dt 22,5).

 

I.1 Ein Männerbekleidungsstück

Die Hose war immer den Männern vorbehalten. Als die heilige Johanna von Orleans den Dauphin Charles in Chinon auffand, um ihn zur Königsweihe nach Reims zu geleiten, musste sie sich für die Reise wie ein Mann kleiden, aufgrund der Gefahr, Engländern oder Räubern zu begegnen. Das geschah also aus Gründen der Sicherheit. Nun ließ der Dauphin von Theologen in Poitiers gründlich prüfen, ob dieses junge Mädchen wirklich von Gott gesandt war. Diese Theologen gingen vor allem der Frage der Männerkleidung nach, die sie getragen hatte. Sie fragten sich, ob ihre Mission von Gott kommen könne, da das Tragen von Männerkleidung für Frauen wahrlich unschicklich sei. Wie Sie sehen, wurde diese Frage mit allem Ernst gestellt. Noch im 19. Jahrhundert forderten die bürgerlichen Gesetze eine offizielle Genehmigung dafür, dass eine Frau Hosen trug.

 

I.2 Der Grund für die Ächtung der Hose

Warum diese Strenge? Warum dieses Verbot der Hosen für die Frauen? Um darauf zu antworten, werde ich mich auf eine Belehrung Kardinal Siris, Erzbischof von Genua, vom 12. Juni 1960 beziehen.

 

I.2.1 Die Hose ist unschamhaft

Zuerst, sagt er, betont die Hose mehr als der Rock die Körperform, anstatt sie zu verbergen. „Das Tragen von Hosen bei Frauen ist also unschamhaft“, sagt er, „aufgrund ihrer Enge.“ Aber das ist hier nicht der wichtigste Grund, denn leider sind viele heute auf der Straße getragenen sogenannten „Röcke“ noch anstößiger, und dann könnte man sich auch eine sehr weite Hose vorstellen …

 

I.2.2 Die Hose entweiblicht

Der Hauptgrund ist, dass die Hose entweiblicht. Ich beziehe mich aufs Neue auf den Kardinal. Seine Worte sind sehr richtig, aber die meisten Frauen sind sich dessen nicht bewusst.

 

I.2.2.1 Männerkleidung, von einer Frau getragen,
ändert die weibliche Mentalität

Der erste Grund, der eine Frau dazu bewegen kann, sich wie ein Mann zu kleiden, ist eine Art Komplex: Der Mann scheint stärker, unabhängiger, entspannter. Eine Frau, die die Größe ihres Geschlechtes schlecht versteht, kann den unbewussten Wunsch haben, den Mann nachzuahmen.

Es ist sehr wahr, dass Hosen viel praktischer zu tragen sind. Ich kann das persönlich bezeugen, natürlich. Sie schenken Bewegungsfreiheit. Und, wie der Kardinal sehr richtig sagt, „gleicht die innere Gesinnung sich [allmählich] der äußeren Bekleidung an.“ Das Tragen von Hosen kann eine Form sein, die Weiblichkeit zu verweigern. Unser äußeres Verhalten beeinflusst unsere Seele sehr. Jemand, der z. B. ordinär oder grob redet, ohne sich zurückzuhalten, wird vulgär in seinem Herzen. Wir sehen gleich, warum diese Bewegungsfreiheit sich für eine Frau nicht gehört — übrigens genauso wenig wie für die Geistlichen.

 

I.2.2.2 Männerkleidung, von der Frau getragen, führt dazu,
die Beziehungen zwischen Mann und Frau zu verderben

Zweitens: Die Bewegungsfreiheit, von der der Kardinal spricht, führt dazu, die Zurückhaltung und Schamhaftigkeit der Frau zu verringern, und das verkehrt die Beziehungen unter Männern und Frauen.

Wie reagieren Männer heute, wenn sie Frauen auf der Straße sehen? Leider begegnen sie praktisch nur noch zwei Bekleidungskategorien:

Wenn es sich um eine schamlose und aufreizende Bekleidung handelt, werden die Männer zur Sünde getrieben und halten die Frau für nichts anderes als ein Befriedigungsobjekt ihres Egoismus’, das sie nach Gebrauch wegwerfen. Sie haben nichts anderes als Verachtung für die Frau.

Oder die Frauen tragen typisch männliche Bekleidung, wie Hosen und vor allem die Blue Jeans. Diese Hosen können, wie wir gesehen haben, auch zur Sünde reizen, aber diese Kleidung erweckt vor allem Verachtung und Gleichgültigkeit, d. h. konkret die Absage an jedes besondere Zeichen von Hochachtung. Warum ein solches? Weil die Hose, ob man will oder nicht, Kennzeichen dafür ist, dass die Frau dem Mann gleichgestellt sein will. So gibt es für die Männer keinen Grund mehr, sie in Ehren zu halten, ihr Achtung zu bezeugen: Sie behandeln sie wie einen Mann …

Aber was passiert, und das wird heute selten, wenn eine Frau ein Kleid guten Geschmackes, ohne übermäßigen Aufwand, ohne Nachlässigkeit und Eitelkeit trägt? Instinktiv ist ein Mann zur Ehrfurcht und zur Rücksicht angehalten. Die Begegnung mit der weiblichen Anmut in der schwierigen Welt, in der wir leben, erhebt die Seele und erbaut sie. Man fragt sich manchmal, ob die Frauen sich dessen bewusst sind.

 

I.2.2.3 Ein Vergleich

Ich möchte gerne, dass Sie gut verstehen, wie die Hose auf lange Sicht entweiblicht. Nehmen wir zum Vergleich die Bekleidung der Geistlichen.

Was halten Sie von den Priestern und modernen Ordensleuten, die sich wie Laien kleiden, die gerade noch ein kleines Kreuz oder gar nichts tragen … Was denken Sie? Ich glaube, das schockiert Sie! Warum eigentlich?

Ich glaube, uns schockiert das, weil das bedeutet, dass die Geistlichen sich schämen zu zeigen, was sie sind. Sie sind verlegen, jeden Tag und zu allen Gelegenheiten das erkennende Zeichen ihrer Weihe an Gott zu tragen. Sie haben den Komplex, nicht so wie die anderen zu sein. Man spricht von einer „Identitätskrise“. In den Augen der Gläubigen sind diese Priester Beamten gleich. Der Polizist trägt seine Uniform im Dienst, aber wenn er heimkehrt, legt er sie ab, weil Polizist ein Beruf und kein Stand ist. Nun ist das Priestertum ein Stand und kein Beruf.

Und Ähnliches findet man auch bei der Frau. Frausein ist ein Stand. Liebe Frauen und Mädchen: Von 24 Stunden am Tag sind Sie 24 Stunden Frau und niemals Mann. Ihre Kleidung muss das zeigen, selbst wenn Sie aus diesen oder jenen Gründen einem Männerberuf nachgehen müssen.

Es scheint, dass viele Frauen, wie die modernen Priester, Angst haben, sich öffentlich nach ihrem Stand zu richten. Es fehlen unserer Gesellschaft Frauen und Mütter, die ihren Stand hoch schätzen.

 

I.3 Einwände und Antworten

Vielleicht wenden Sie ein, dass die Hose für gewisse Arbeiten, wie im Garten oder beim Haushalt, viel praktischer ist.

Ich antworte Ihnen damit, dass die Frauen früher mit den gleichen Schwierigkeiten und sogar viel größeren konfrontiert waren, angesichts der damals beträchtlicheren körperlichen Arbeit. Frauen, die ein Pferd bestiegen, ritten im Damensitz, was wirklich nicht praktisch ist … Keine Frau trug Hosen. Noch einmal: Das ist eine Frage des Standes. Sehen Sie die Bäuerinnen, die früher mit einem langen Rock bekleidet waren. Der Rock macht gewisse Haltungen unmöglich oder schwierig, und das ist ein Schutz für die Sittsamkeit! Wir Geistlichen machen auch diese Erfahrung. Wir ziehen uns keine Hosen an, um den Hausputz zu machen oder um Fahrrad zu fahren. Diese Kleidung behindert uns, gewisse Dinge zu tun, und das ist gut so! Das erinnert uns unaufhörlich an unseren Stand. Ohne das könnte man bisweilen zu einem äußeren Verhalten verleitet werden, das sich für geweihte Amtsdiener nicht gehört.

 

1Röm 13,1 :Quae autem sunt, a Deo ordinatae sunt – Die Dinge aber, die bestehen, sind von Gott angeordnet.

Quelle: Pater Raymond OP – dreiteilige Predigtreihe – 2010

Broschüre bestellen: https://verlag.liliendesfeldes.at/produkt/die-christliche-sittsamkeit/

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