Die Bedeutung des Lesestoffs bei der Erziehung zur Reinheit

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Während manche Jugendliche kaum zum Lesen zu bewegen sind, ergreift andere eine wahre Lesewut. Alle Bücher, deren sie sich erwerben können, werden mit einer Art
Heißhunger verschlungen. Andere beschränken sich auf das Durchblättern
von illustrierten Schriften und Lesen der Zeitungen.

Die Eltern müssen sich vor allem merken, dass die Jugend noch nicht zu einem eigenen Urteil in den meisten Fällen fähig ist. Sie nimmt unbemerkt die Anschauungen auf, die sich ihr darbieten und richtig scheinen. Daher ist sorgsame Überwachung des Lesestoffes unbedingt notwendig, besonders jener Schriften, die die Jugend untereinander ausleiht. Es ist dies oft Schund allerschlimmster Art, Aufklärungsbücher, Hintertreppenromane, Gerichtsszenen usw..
Nochmals sei darauf hingewiesen, dass die positive, innere Festigung, die der Jugend Aufschluss gibt über die Fragen, die ihren Geist beschäftigen, das Verlangen nach Belehrung durch
solche Schriften nicht aufkommen lässt, ja Abscheu vor jeder Art von Gemeinheit einflößt.
Das ist von größtem Wert, da sich die Möglichkeit, derartige Schriften zu lesen,
wohl jedem Jugendlichen darbietet.
Gegen diese Gefahr muss er gefeit sein. Er muss sie nicht lesen wollen.

Auch hier ist positive Bewahrung das Beste. Man muss für geeigneten Lesestoff sorgen,
wenn sich das Lesebedürfnis bei der Jugend bemerkbar macht. Es muss davor gewarnt werden,
ihr auch nur seichte Liebesromane in die Hand zu geben oder die Lesung zu erlauben.
Das gilt schon von manchen Romanen unserer Zeitungen. Diese wecken frühzeitig das Interesse und das Verständnis für Liebeserleben und führen in diese Gedankenwelt ein.
Entsprechende Gefühle erwachen in ihrer Brust; das Verlangen nach derartigen Erlebnissen
macht sich geltend; die Vorstellungskraft ist bald mit diesen Bildern erfüllt. So lebt sie sich in eine vollständig falsche Anschauung vom Leben ein. Man kann ruhig sagen;
die besten Romane taugen nichts für die Jugend.

Noch bedenklicher sind jene, die unerlaubte Neigungen schildern.
Der Abscheu vor der Sünde wird durch sie geschwächt. Bald sieht die Jugend in ihnen
nur noch interessante Liebesabenteuer, betrachtet sittliche Entgleisungen als etwas Selbstverständliches, und in ihrem Innern erwacht der Wunsch, ähnliches zu erleben.
Auf gleicher Stufe stehen die meisten „Illustrierten“, die durch ihre auf Sinnenkitzel berechneten Bilder für die Jugend verderblich wirken.

Am gefährlichsten sind direkt lüsterne, unsittliche Bücher und gewisse Witzblätter,
die das Schamgefühl vollständig ausrotten und das Wohlgefallen an der Sinnenlust
absichtlich hervorrufen, ferner Gerichtszeitungen, die den Jugendlichen in die Gedankenwelt des Verbrechers einführen. (Es ist sehr zu bedauern, dass selbst katholische Tageszeitungen, die doch auch von Jugendlichen gelesen werden, über Skandalprozesse
mit einer Ausführlichkeit berichten, die für sie verderblich ist.) Hierher gehören auch
die zahllosen Aufklärungsbücher, die oft unter dem Schein der Wissenschaft die verderblichsten Ansichten verbreiten. Sie treten oft direkt für die Erlaubtheit des außerehelichen Verkehrs ein, behaupten, Keuschheit sei unmöglich und vernunftwidrig.

Katholische Eltern dürfen sich nicht von dem Schlagwort betören lassen, dieses oder
jenes moderne Buch „müsse man gelesen haben“. Hier gilt das Wort des Kardinals Schulte
von Köln auf der Essener Akademikertagung: „Es haben genug katholische, verantwortliche Stellen den zynischen Spott der sittlich Laxen und den wohlfeilen Vorwurf der Prüderie,
der Zimperlichkeit, Rückständigkeit, Weltflucht, Kulturscheu, Lebensverachtung,
finsterer Aszese viel, viel mehr gefürchtet, als das tatsächlich unaufhaltsame Herabgleiten
des Volkes von der reinen Höhe des Christentums in den Sumpf des Heidentums.“
Leider gilt das auch von vielen Eltern, die gar kein Verständnis dafür
zu haben scheinen,
wie verheerend derartige Bücher und Zeitungen
auf die empfindsame Jugend wirken.

Das Hauptstreben katholischer Eltern muss dahin gehen, die Gedankenwelt der Jugend möglichst rein zu bewahren und sie von der sexuellen Welt abzuhalten.
Wie sie ihr Heim
niemals mit unsittlichen oder leichtsinnigen Bildern ausschmücken würden, so sollen sie diese auch von den Seelen ihrer Kinder fernhalten.
Es gibt zahlreiche, gute Schriften und auch katholische, illustrierte Blätter.
Diese gebe man der Jugend zum Lesen. Wie überall, so zeigt sich auch hier,
ob die Allgemeinerziehung gut, christlich war.
Wenn den Jugendlichen katholische Bücher

nicht „interessant“ genug sind, so zeigt das, wie die Erziehung es nicht verstanden hat, das Verständnis für Edles, Höheres zu wecken.

Quelle: „Um die Reinheit der Jugend – 1927 – Schilgen Hardy S. J.- S. 129-131

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