O, wer kann den Schmerz erfassen,
Der Mariens Herz durchdrang,
Als sie ihres Sohnes Leichnam,
Von dem Kreuze abgenommen,
Jetzt in ihre Arme schlang!
Wie sie nun die Seitenwunde,
Seine Brust, den süßen Mund,
Schmerzvoll netzt mit heißen Tränen,
Wie sie küsst des rechten Fußes,
Und des linken tiefe Wund´
Hundertmal und immer wieder
Drückt sie seine Brust ans Herz,
Küsst die Arme, küsst die Wunden
Und gießt sich in Tränenküssen
Gänzlich aus vor herbem Schmerz!
Schmerzensmutter! Hör mein Flehen!
Präge deine Schmerzenspein
Um den Sohn auf deinem Schoße,
In der Wunden Purpurmantel,
Tief in unsre Herzen ein!
Gott, dem Vater und dem Sohne
Und dem ewig gleichen Geist,
Immerdar sei dem Dreieinen,
Lob und Herrlichkeit und Ehre,
Alle Ewigkeit ihn preis.
Amen.
Quelle: Dom Prosper Guéranger – Das Kirchenjahr – Vesper