Ich glaube, vielmehr ich bin sicher, dass die Sorge des Statthalters Christi in dieser Angelegenheit genau die des Herzens Jesu wiedergibt, das durch eine gesellschaftliche Sünde
schwer beleidigt wird, die sich über eines Seiner wichtigsten Gebote hinwegsetzt,
das sich auf die Reinheit des Herzens und der Sinne bezieht.
Diese Beleidigung ist um so grausamer, als jene Töchter Evas überaus dünn gesät sind, die dem Papst gehorcht haben und ernstlich bemüht waren, das Ärgernis von ihren Familien abzuwenden,
das der Papst so streng verurteilt. Es sei besonders bemerkt, dass dieser Krebsschaden
der gesellschaftlichen Schamlosigkeit bereits die Blüte der katholischen Familien ergriffen
und angefressen hat, die nicht nur gläubig, sondern auch durch starke christliche Traditionen geschützt waren. Nun sind sie wie die anderen gekleidet oder vielmehr entkleidet.
Wohin kommen wir, wenn es so weiter geht? Täuschen wir uns nicht, die äußerliche Schamlosigkeit und die innerliche Frivolität sind zwei Masken desselben Karnevals der Sünde, ob man es will oder nicht. Satan, der elegante Damenschneider der heidnischen Moden,
will es, und so geschieht es.
Ich fürchte, dass die Tränen des Papstes und seine Stimme, die ungehört verhallt, früher oder später einen ernsten Fluch auf die vielen herabrufen werden, die sich gehorsame Töchter der Kirche
zu nennen wagen, während sie täglich auf frischer Tat des Ungehorsams ertappt werden können, weil sie alle Moden mitmachen.
Wehe den jungen Mädchen und Frauen, die die niederdrückende Last von tausend Sünden mit sich herumtragen, die durch ihre Schuld begangen wurden, weil sie sich öffentlich, auf der Straße und an anderen Orten, in so wenig sittsamen, so wenig verhüllenden Kleidern zeigen, dass sie in diesem Aufzug wahrscheinlich
nicht gerne sterben möchten.
Wehe den Müttern, die bei ihren großen Töchtern einen solchen Missbrauch nicht nur dulden, sondern vielleicht gutheißen, und was noch schlimmer ist, ihre ganz Kleinen halbnackt herumlaufen lassen und so sie sorglos an eine Entblößung gewöhnen, die ihnen‚ später nur zu natürlich erscheinen wird. Und diese nämlichen Mütter entrüsten sich über die Bemerkungen ihrer Pfarrer, behaupten, es besser zu verstehen als Bischöfe und Beichtväter und sagen sogar, wenn sie von ihren Kleinen sprechen, dass alles, was darüber geredet wird, einen üblen Willen voraussetzt,
den sie gar nicht haben. Mein Gott, welche Verblendung!
Wenn die Kirche, vielleicht nur für eine Fastenzeit, zur Buße das Tragen von möglichst kurzen Kleidern verlangen würde, damit die Kälte schmerzlicher empfunden oder Stoff für Armenkleider erspart werde, was würde sich da für ein Geschrei erheben über die Lächerlichkeit dieser Zumutung, über diesen unerträglichen Missbrauch! Armer Jesus, in Deinem Namen, im Namen Deines göttlichen Gebotes werden diese Dinge verboten – und man verschließt sein Herz.
Aber es ist Mode, und alles ist gut, alles ist erlaubt, auch Dir, König der Könige,
ins Gesicht zu schlagen!
Ihr Wahnsinnigen, was tut Ihr, wenn Ihr Eure Seelenhirten und den Papst selbst kritisiert! Denkt doch an den, der Euch einst richten wird nach Seinem Gesetz und nicht nach Euren Launen und nach dem Geschmack der Modistin. Heute zuckt Ihr die Achseln und lächelt voll Verachtung und Verdruss – und morgen, wenn es zu spät ist, werdet Ihr weinen. Die Schamlosigkeit ist eine Flamme der Hölle, wehe denen, die, weit entfernt davon sie abzuwehren, sich hineinstürzen und noch andere mit sich fortreißen, statt sich ihres Einflusses zu bedienen, um einem so ernsten Übel entgegenzuwirken! Ich spreche hier nicht von den durch ihre Erziehung weltlich gesinnten Frauen, die jeder, oder beinahe jeder christlichen Grundlage entbehren. Ich wende mich an die christlichen und frommen Familien, die sich mit den anderen von dieser schmutzigen, heidnischen Flut fortreißen ließen. Ja, es gibt manche, die oft kommunizieren und dabei mit ihrer so wenig sittsamen Kleidung Ärgernis geben. Sie können nicht umhin, an sich selbst Anstoß zu nehmen, sie müssen sich dazu zwingen, nicht darüber erstaunt zu sein, sich so entkleidet zu sehen wie die Heidinnen, während sie doch in der Nähe des Altars bleiben möchten. Das lässt sich allerdings nicht vereinigen!
Wie lässt sich eine solche Verirrung und Verblendung erklären, die keinen anderen Zweck hat, als den Körper so wenig wie möglich zu verhüllen, ein Vorgang, der gegen alle Grundsätze des natürlichen weiblichen Zartgefühls und der christlichen Sittsamkeit verstößt, und das bei Personen, die trotz dieser Tollheiten Christinnen bleiben wollen? Ist das übler Wille oder Schlechtigkeit? Nein, in den meisten Fällen, so bedauerlich sie sind, kann von üblem Willen nicht die Rede sein. Der wahre Grund dieser unbegreiflichen Verirrung ist eine erschreckende Schwäche, die auf „Blutarmut des Herzens“ zurückzuführen ist: sie lieben Jesus Christus nicht wirklich und von ganzem Herzen! O Jesus, wenn sie Dich wirklich lieben würden mit der Leidenschaft, mit der eine junge Frau ihren Gatten, eine Braut ihren Verlobten, eine Mutter ihr Kind liebt, dann wären sie nicht imstande, ein buntes Fähnchen, das man elegant nennt,
Deinem Gesetz, Deinem göttlichen Herzen vorzuziehen.
An frommen Seelen ist kein Mangel, wohl aber an solchen, die Jesus hingebend und begeistert lieben, die in ihrem christlichen Leben ihr ganzes Herz Ihm schenken. Der Beweis dafür ist,
was wir jetzt erleben müssen im Konflikt zwischen Venus und den Schneiderinnen einerseits
und dem Papst, den Bischöfen und dem eigenen Gewissen andererseits. Man kann alle Tage
die Verlegenheit junger Frauen und Mädchen beobachten, die gekleidet sind, wie es noch
vor wenigen Jahren zehnjährige Kinder zu sein pflegten, wenn sie vor dem Allerheiligsten eine Kniebeugung zu machen versuchen. Was muss Jesus im Tabernakel dabei empfinden, wenn Er sich so verhöhnt sieht durch die Schamlosigkeit solcher Frauen, die meinen, Ihn in einem Aufzug besuchen und sogar empfangen zu dürfen, der im Zimmer und auf der Straße beanstandet
werden müsste, um wie viel mehr in der Kirche?
O unbefleckte Königin, wirke Du ein Wunder in den katholischen Familien,
Du, reinste Mutter, zerreiße den Nebelschleier, der den Blick so vieler Frauen trübt,
heile sie von ihrer Verblendung, die dem Heiligen Vater so zu Herzen geht! Damit sie aber gegen ihre eigene Schwäche, gegen ihre Eitelkeit und gegen die Ansprüche der modernen Welt, welche die Heiligkeit des Evangeliums missachtet, stark werden, lass, nicht einen Funken, sondern eine helle Flamme mächtiger Liebe in ihren Herzen sich entzünden, die sie befähigt, sich siegreich von den Tollheiten einer verderbten und verderblichen Welt frei zu machen. Öffne ihnen die Augen,
Du reinste Mutter, und lass in den Familien die weißen Lilien der Reinheit
und der Unschuld so wie einst wieder erblühen.
Leisten wir Genugtuung für den Mangel an Liebe!
Quelle: Pater Mateo Crawley-Bovey SS. CC. -“ Jesus König der Liebe“ – S. 268-271
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